Zum 8. März 2024 veröffentlichen wir eine erweiterte Auflage unseres Readers zu acht Revolutionärinnen. Sie alle eint, dass sie ihr ganzes Leben dem Kampf gegen Unterdrückung und für eine befreite Gesellschaft gewidmet haben, dass sie sich revolutionär in Kampforganisationen und Strukturen organisierten und für gelebten Internationalismus stehen. Mit Wandzeitungen und Plakaten wollen wir einen Beitrag dazu leisten, die acht Revolutionärinnen zum Frauenkampftag präsent zu machen. Hier findet ihr dazu Druckvorlagen, die gerne verwendet und verbreitet werden können.

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„Frei, ohne Not und Beschränkungen und selbstbestimmt“, unter diesem Motto kämpfte Clara Zetkin ein Leben lang für die Befreiung der Frau. Sie war Marxistin, Kommunistin und wusste, dass die Befreiung der Frau nicht ohne den Sturz der Klassenherrschaft des Kapitals möglich sein wird. Auch wenn Clara Zetkin den gemeinsamen Kampf der Arbeiter:innenklasse betonte, wusste sie auch, dass die doppelte Ausbeutung der Arbeiterinnen im Betrieb und durch den Mann den eigenständigen Frauenkampf erfordern.

Sie wurde zur treibenden Kraft der internationalen proletarischen Frauenbewegung und übernahm die Herausgabe der sozialdemokratischen Frauenzeitung „Die Gleichheit“ bis 1917. „Die Gleichheit“ wurde zum Motor des Kampfes für Frauenrechte, gegen Militarismus und Krieg. Konsequent setzte sie sich für das Recht der Frauen auf Erwerbstätigkeit und (gewerkschaftliche) Organisierung ein – als notwendige Bedingung für die Emanzipation der Arbeiterinnen. Denn mit Frauen, die „den Reichtum ihrer Gefühle in einem Fingerhut oder in einem Kochtopf“ gefangen halten, lässt sich keine Revolution machen, so Clara Zetkin.

Clara Zetkin war mit ihrer ganzen Persönlichkeit Revolutionärin. Ihrer beharrlichen Initiative ist es mit geschuldet, dass wir heute am 8. März auf die Straße gehen. 1910 gab sie auf der internationalen Frauenkonferenz in Kopenhagen den Anstoß dafür jedes Jahr einen internationalen Frauentag durchzuführen. 1911 waren in Europa bereits hunderttausende Frauen auf der Straße.

Seit über hundert Jahren gehen Frauen am 8. März auf die Straße für eine Welt ohne Ausbeutung und Krieg, ohne Unterdrückung, für Selbstbestimmung, für eine umfassende Emanzipation: Mit Lebensfreude und Optimismus, mit scharfem Verstand, solidarisch, internationalistisch– weltweit.

 

Seit ihrer frühen Jugend war Ivana in ihrer Heimatstadt Duisburg politisch aktiv und engagierte sich in der sozialistischen Jugendorganisation Young Struggle gegen Rassismus und Sexismus. Besonders fühlte sie sich aber dem kurdischen Befreiungskampf verbunden. Mit 18 Jahren schloss sie sich der MLKP (Marxistisch-Leninistische Kommunistische Partei Türkei/Kurdistan) an und ging als Internationalistin nach Rojava.

Rojava ist ein überwiegend von Kurd:innen bewohntes Gebiet in Nord-Ost-Syrien. Neben demokratischen Rätestrukturen der Selbstverwaltung steht Rojava für ein friedliches Zusammenleben und die Teilhabe verschiedener Ethnien, Religionen und für die Befreiung der Frau. Die YPG (Volksverteidigungseinheiten) und die YPJ (Frauenverteidigungseinheiten) verteidigen Rojava militärisch gegen Angriffe von Außen. Das bedeutet einerseits Widerstand gegen den Krieg der Türkei, die seit Beginn der Revolution militärisch gegen Rojava und den revolutionären Gesellschaftsaufbau dort vorgeht. Den Krieg gegen jede Form von kurdischer Selbstverwaltung, die sich als Teil einer revolutionären Alternative für die gesamte Region versteht, führt auch die Türkei nicht nur auf ihrem eigenen Staatsgebiet, sondern in der gesamten Region.

Von Beginn an leisteten die Menschen und Verteidigungseinheiten in Rojava zudem erbitterten Widerstand gegen den Islamischen Staat (IS), der wiederholt die Region und die Stadt Kobanê angriff. Ivana fiel am 7. März 2015 bei der Verteidigung eines christlichen Dorfes bei Til Temir in Rojava gegen den IS.

Ivana ist für uns ein Vorbild. Sie machte einen großen Schritt und traf die mutige Entscheidung ihr sicheres Leben in Deutschland zurück zu lassen und ihr Leben dem revolutionären Kampf und der Verteidigung Rojavas zu widmen. Ivana steht für internationale Solidarität und wird in unseren Kämpfen immer weiter leben.

 

Mit 24 Jahren zog Inge Ende der 60er Jahre nach Berlin und begann sich politisch zu engagieren. Zu dieser Zeit unterstützte die Bundesrepublik rassistische Kolonialregime in Afrika und stand bedingungslos an der Seite der USA in ihrem brutalen Krieg gegen Vietnam. Und es war eine Zeit, in der der Staat mit voller Härte gegen linke Kräfte vorging, vom Verbot der KPD bis zur Ermordung des Studenten Benno Ohnesorg. Nur 30 Jahre nach Ende des Faschismus konnten derweil viele Nazis in staatlichen Behörden, der Justiz und Institutionen der Bundesrepublik ihr Unwesen treiben. Doch es war auch eine Zeit des internationalen Aufbruchs und bewaffneter Kämpfe. Student:innenbewegungen, Klassenkämpfe und antikoloniale Befreiungskämpfe in Afrika, Asien und Lateinamerika gaben Hoffnung ein besseres Leben durchsetzen zu können.

 

Nach ihrem Umzug nach Berlin beteiligte sich Inge an Demonstrationen und ersten militanten Aktionen. Später entschied sie sich für eine Etappe des bewaffneten Kampfes und wurde Teil der Bewegung 2. Juni und anschließend der RAF. Nach ihrem Ende in der RAF konnte Inge in der DDR untertauchen, bevor sie 1990 von einer Nachbarin erkannt, verraten und kurze Zeit später von der DDR an die Bundesrepublik ausgeliefert wurde und sieben Jahre im Knast verbrachte. Nach ihrer Haftentlassung lebte sie bis zu ihrem Todestag, dem 9. Mai 2022, in Berlin.

Inge hat ein Leben als Revolutionärin geführt. Trotz der Unzulänglichkeiten und des letztlichen Scheiterns der damals bewaffnet-kämpfenden Gruppen in der Bundesrepublik, trotz der Jahre im Gefängnis hat sich Inge bis zu ihrem Tod politisch eingebracht, sich in Strukturen organisiert und am Wiederaufbau der kommunistischen Bewegung beteiligt. Sie verteidigte den sozialistischen Versuch der DDR und ihrer Prinzipien des Antifaschismus, der Gleichberechtigung und Völkerfreundschaft – im Wissen und Benennen aller Mängel – gegen Diffamierungen und antikommunistische Hetze. Sie mischte sich bis zuletzt in politische Debatten ein und stellte sich der Diskussion zu Erfolgen genauso wie zu politischen Rückschlägen und persönlichen Fehlern. Statt zu resignieren, trieb sie immer die Frage an, wie aus Fehlern gelernt und in Zukunft ein revolutionärer Bruch mit dem Kapitalismus und der Aufbau einer sozialistischen Gesellschaft gelingen kann. Einer Gesellschaft die auf dem Prinzip der Solidarität aufbaut, statt auf sozialer Ungerechtigkeit, Klimazerstörung und Krieg.

 

Assata Shakur erlebte seit ihrer Geburt den Rassismus und die diskriminierende Realität der Schwarzen in Amerika. Als Studentin kam sie Ende der 1960er-Jahre in Kontakt mit der aufkommenden Bürgerrechtsbewegung in den USA und tauschte ihren “Sklavennamen” Joanne Deborah Byron gegen den selbstgewählten afrikanischen Namen Assata Shakur. Assata wurde Mitglied der Black Panther Party. Sie kämpfte gegen die rassistischen Verhältnisse und wurde zum Vorbild vieler schwarzer Menschen, die Stimme zu erheben und sich nicht weiter unterdrücken zu lassen.

Für die Black Panthers war sie an der Universität aktiv und arbeitete mit Kindern aus den schwarzen Communities. Später schloss sie sich dem militanten Arm der Bewegung an und wurde Mitglied der marxistischen Untergrundorganisation Black Liberation Army. Sie war eine der führenden Personen der militanten schwarzen Befreiungsbewegung in den 60er und 70er Jahren. Von Seiten des Staats wurde mehrfach versucht, sie wegen vermeintlicher Verbrechen hinter Gitter zu bringen. 1973 wurde sie dann bei einer Verkehrskontrolle verhaftet. Bei der Kontrolle kam es zu einer Schießerei, bei der ihr Freund Zayd Shakur und ein Polizist starben. Sie selbst überlebte schwer verletzt. In dem folgenden Prozess wurde sie trotz mangelnder Beweise zu lebenslanger Haft verurteilt und ins Gefängnis gesteckt. Sie bekam den offen rassistischen Strafvollzug und ein entsprechendes Justizsystem zu spüren: Misshandlungen, dreckige Zellen, fehlende Gesundheitsversorgung, physische und psychische Quälerei, Schikane. Am 2. November 1979 wurde sie von einem Kommando der Black Liberation Army befreit und konnte nach Kuba fliehen, wo sie politisches Asyl erhielt und bis heute lebt.

Ihr Leben lang kämpft sie gegen die rassistische Unterdrückung und Ausbeutung von schwarzen Menschen, insbesondere von Frauen, die durch ihr Geschlecht und Hautfarbe mehrfache Diskriminierungen erfahren. Nicht nur mit ihren charakterstarken Reden sondern auch mit der Konsequenz militant für ein System jenseits von Unterdrückung und Ausbeutung einzustehen, ist sie ein Vorbild für Frauen auf der ganzen Welt.

 

 

Sakine Cansız politisierte sich schon als Jugendliche für den kurdischen Befreiungskampf in ihrer Heimatstadt Dêrsim. Viele türkische linke Gruppen und die Anfänge der kurdischen Befreiungsbewegung lieferten sich unerbittliche Diskussionen. Sakine war ein begeisterter Teil davon und trieb dort stets die Bildung und die Auseinandersetzung mit der eigenen politischen Persönlichkeit voran. Vor einer drohenden Zwangsheirat floh sie nach Izmir um dort mit anderen Genoss:innen zu leben und Widerstand gegen die Unterdrückung durch den türkischen Staat zu organisieren. Sie arbeitete in Fabriken und organisierte dort Streiks und Aufstände mit.

Sie baute den kurdischen Widerstand maßgeblich mit auf. Für sie war klar, dass Frauen im Kampf um Befreiung eine wichtige Rolle haben und ohne die Organisierung von Frauen keine Revolution zu gewinnen ist. Sie war eine von zwei Frauen die am Gründungskongress der PKK, der Arbeiterpartei Kurdistans, teilnahm. Sakine Cansız wurde damit beauftragt die kurdische Frauenbewegung zu gründen. 1979 berief sie eine Frauenversammlung mit über 80 Frauen ein. Noch im selben Jahr wurde sie verhaftet. Elf Jahre wurde sie in türkischen Gefängnissen gefoltert und zum Verrat gedrängt. Mit aller Stärke hielt sie dagegen, ließ sich nie brechen und ist eine der Revolutionär:innen, die den Gefängniswiderstand in Diyarbakir anführten. Nach der Entlassung aus der Haft schloss sie sich dem Guerilla-Kampf in den Bergen an.

Sie wurde zusammen mit zwei anderen kurdischen Frauen 2013 vom türkischen Geheimdienst in Paris ermordet. Sakine Cansız ist für uns ein Vorbild im unerbittlichen Kampf um Befreiung. Sie verschrieb ihr Leben dem Kampf gegen Unterdrückung und Ausbeutung.

 

In ihrer Jugend politisierte sich Anuradha „Anu“ Ghandy im Zuge eines Bauernaufstands 1967 im Dorf Naxalbari. Er war Ausgangspunkt von bewaffnetem Widerstand gegen die Herrschenden in großen Teilen des Landes und Startschuss einer neuen revolutionären Bewegung, die befreite Gebiete schuf und viel Unterstützung von der verarmten Landbevölkerung bekam. Seit 1980 widmete sie sich der Organisation von Frauen, Kastenlosen und „Adivasi“ (den Ureinwohner:innen Indiens). Sie erkannte schon früh die Bedeutung dieser drei Gruppen für die Bildung der revolutionären Kräfte in Indien und widmete sich bis zum Ende ihres Lebens ihrer Organisierung.

„Anu“ kam aus einem reichen Haushalt, gab aber die Privilegien ihrer Herkunft auf und widmete ihr Leben den Unterdrückten. Zunächst war sie im „Progressive Youth Movement“, einer Studierendenorganisation, aktiv, die sich mit einem der konsequentesten der vielen kommunistischen Partei-Projekte verband, die im Nachgang des Naxalbari-Aufstand entstanden und sich am revolutionären China und an Mao Zedongs politischer Linie orientierten: der CPI (ML) Peoples War.

Ghandy ging mit ihrer Partei durch verschiedene Vereinigungsprojekte aus der 2004 die CPI (Maoist), die „Kommunistische Partei Indiens (Maoistisch) entstand, die den bewaffneten Kampf in Indien anführt. Sie organisierte die proletarisch-feministische Organisation KAMS (Revolutionäre Organisation der Adivasi-Frauen), in der zehntausende Frauen aktiv sind, kämpfte auch selbst bewaffnet gegen den indischen Staat und war Mitglied im Zentralkomitee ihrer Partei. 2008 starb Anuradha Ghandy nach 30 Jahren im Untergrund, im Alter von 54 Jahren an Malaria, mit der sie sich in den Wäldern angesteckt hatte in, denen sie die Adivasi-Frauen organisierte, mit denen sie einen unerbitterten Kampf gegen das rassistische Kastenwesen, das Patriarchat und den indischen Kapitalismus führte.

 

Leila Khaled ist eine palästinensische Revolutionärin, die seit ihrer frühen Jugend mit verschiedenen Mitteln für die Befreiung Palästinas gekämpft hat. Ihre Familie wurde 1948 aus Haifa vertrieben. Ihr Vater betätigte sich im Widerstand. Bereits im Alter von 15 Jahren trat sie einer libanesischen Zelle der revolutionären Organisation „Arab Nationalist Movement“ bei, aus der später die marxistisch-leninistische Volksfront zur Befreiung Palästinas (PFLP) hervorging.

Sie beteiligte sich an militanten Aktionen zur Gefangenenbefreiung palästinensischer Aktivist:innen und gegen die israelische Besatzung. Seit sie Ende der 60er Jahre für ihre Organisation zwei Flugzeugentführungen durchgeführt hat, ist ihr Name zu einem Symbol für den palästinensischen Befreiungskampf geworden.

Leila Khaled engagiert sich bis heute für die Sache der palästinensischen Befreiungsbewegung – ob im palästinensischen Legislativ- und Nationalrat oder als Rednerin auf internationalen feministischen Konferenzen. Dabei stellt sie die Frauenfrage immer auch in den Kontext imperialistischer und kolonialer Unterdrückung. Auch wenn wir nicht mit jeder Entscheidung und jeder Aktion der PFLP mitgehen: Die Entschlossenheit, mit der Leila Khaled, als eine der wenigen bekannten Frauen, in den Reihen der palästinensischen Befreiungsbewegung mit der Waffe in der Hand gekämpft hat und auch heute noch aktiv ist, inspiriert. Sie versteht es den Kampf um die Befreiung der Frau mit den Interessen der Arbeiter:innenklasse und der nationalen Frage zu verknüpfen.

 

„Wir stürmten den Hügel im Bewusstsein, dass uns oben eine geordnete Armee empfangen würde. Wir wollten für die Freiheit sterben“, so die Revolutionärin und Anarchistin Louise Michel in einer Nachbetrachtung des Anfangs der Aufstände in Paris 1871. Die Konfrontation des Volkes mit den Herrschenden begann damit, dass sich Frauen den Truppen der Regierung entgegenstellten und mündete in der Ausrufung der Pariser Commune.

72 Tage lang konnte die Commune die politische und militärische Macht behaupten, nachdem die Pariser Arbeiter:innenklasse die Initiative ergriffen hatte, sich bewaffnete und in der ersten proletarischen Revolution der Geschichte die herrschende Klasse aus der Stadt gejagt hatte.

Die Commune war ein revolutionäres Experiment mit dem Ziel die Diktatur des Proletariats und eine Rätedemokratie zu errichten. Es ging darum den Weg zur Befreiung der Bevölkerung von Ausbeutung und Unterdrückung zu erkämpfen. Louise Michel wurde zu einem Symbol der Commune und war leitend im Widerstandskomitees von Montmatre. Sie setzte sich für die Neuorganisation der Gesellschaftsstrukturen ein, auch um die vorherrschenden Geschlechterrollen aufzubrechen. Sie hat während der Tage der Commune verschiedene Aufgaben übernommen: Sie setzte sich dafür ein, die Arbeitsbedingungen der Frauen zu verbessern, organisierte Sanitätsdienste und kämpfte nicht nur selber mit, sondern sorgte dafür, dass auch andere Frauen an die Front kamen.

Die Kommune wurde militärisch besiegt: Protagonist:innen wie Unbeteiligte wurden von den Truppen der Bourgeoisie gnadenlos niedergemetzelt, das Blut floss durch die Straßen von Paris. Louise Michel wurde verhaftet und zu lebenslanger Verbannung verurteilt. Nach der Amnestie 1880 kehrte sie zurück nach Paris und wurde immer wieder Ziel von Angriffen und der Verfolgung durch die Herrschenden. Bis zuletzt setzte sie sich für die Befreiung der Frauen und eine klassenlose Gesellschaft ein.

120 000 Menschen haben bei ihrer Beerdigung 1905 in Marseille ihr Respekt und Anerkennung für ihre Standhaftigtkeit und Konsequenz entgegengebracht.

 


Plakatierung 2023

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