Aufruf zu kreativen und klassenkämpferischen Aktionen in der Woche vor dem Valentinstag, vom 8. bis zum 14. Februar.
Die Corona-Pandemie und die kapitalistische Krise sind in aller Munde: Betriebsschließungen, Kurzarbeiter*innengeld, Staatsschulden und Existenzängste von 480.00 Beschäftigten, die im Jahr der Pandemie ihren Job verloren. Über die Profiteure der Krise wird hingegen kaum gesprochen: Die Aktien bei Online-Diensten wie Zoom steigen, weil zahlreiche Beschäftigte ins Home-Office geschickt werden. Das Vermögen von Amazon-Chef Jeff Bezos ist um 35 Milliarden Euro gestiegen. Hersteller von Medikamenten, Hygienemitteln, Atemschutzmasken und medizinischen Geräten – nicht zuletzt der deutsche Impfstoffhersteller Biontech – machen fette Gewinne. Und die Frage, wer damit ausreichend und schnell genug versorgt wird, entscheidet einmal mehr der Geldbeutel und auf internationaler Ebene die Durchsetzungsfähigkeit der kapitalistischen Staaten: Die reichen Nordatlantik-Staaten repräsentieren 13% der Weltbevölkerung und haben sich bereits über die Hälfte der voraussichtlich in diesem Jahr weltweit hergestellten Impfstoffdosen gesichert. Ärmere Länder werden sich für einen unzureichenden Zugang zu den privatisierten Impfstoffen noch stärker als ohnehin schon verschulden müssen und werden weiter in Armut und Abhängigkeit getrieben.
Profite für Großkonzerne einerseits und Existenzbedrohung für Arbeiter*innen andererseits. Natürlich tragen die Krisenfolgen nicht alle gleichermaßen mit, sondern es sind die Beschäftigten, die den Schlamassel ausbaden müssen. In der aktuellen Corona-Pandemie geht das außerdem auf Kosten der Gesundheit gerade der Menschen, die keine privilegierte Stellung in der Gesellschaft einnehmen.
Es ist nicht neu, dass die globale kapitalistische Wirtschaft Armut, Leid und Ungerechtigkeiten auf der ganzen Welt verursacht. Darüber hinaus ist es nicht neu, dass Frauen* in diesem System auf besondere Weise ausgebeutet werden. Bis heute teilt sich der Arbeitsmarkt in besser bezahlte Männerberufe im produzierenden Gewerbe, bspw. Handwerk und Industrie, sowie schlechter bezahlte Frauen*berufe im Einzelhandel oder in Gesundheits- und Sozialberufen. Diese „klassischen Frauen*berufe“ werden nicht nur schlechter bezahlt, sondern finden häufig in prekären Formen als Minijobs oder im Niedriglohnsektor statt. Ein Großteil reproduktiver Tätigkeiten, die Frauen* übernehmen, wird gar nicht entlohnt, sondern in Form unbezahlter Arbeit im Haushalt organisiert. Das bedeutet für ein Drittel der Frauen in Deutschland, dass sie mit ihrem Einkommen ihren unmittelbaren Lebensbedarf nicht decken können und strukturell häufiger von Armut betroffen sind.
Auf dieser materiellen Ausbeutung bauen weitere gesellschaftliche Mechanismen der Frauen*unterdrückung auf, wie beispielsweise staatliche Entscheidungsgewalt über den weiblichen Körper in Form von Abtreibungsgesetzen oder Rollenbilder und Klischees.
Frauen* erleben noch immer alltäglich patriarchale Gewalt in vielen Formen. Diese systematische körperliche, sexualisierte und psychische Gewalt dient dazu die Unterdrückung der Frau* aufrecht zu erhalten. Der Femizid, die Ermordung einer Frau* aufgrund ihres Geschlechts, ist dabei der traurige Höhepunkt der verschiedenen Ausdrücke patriarchaler Gewalt. Im vergangenen Jahr wurde im Durchschnitt jeden zweiten Tag eine Frau* von ihrem (Ex-)Partner ermordet.
Wir rufen alle antikapitalistischen und revolutionären Frauen* dazu auf, gegen den patriarchalen und kapitalistischem Normalzustand und seine Krisenfolgen aktiv zu werden. Während die Frauen*bewegung in Argentinien und in Polen der Pandemie zum Trotz Erfolge im Abtreibungsrecht erkämpft haben, hat uns die Corona-Pandemie in Deutschland als Frauen*bewegung geschwächt. Es liegt an uns, das zu verändern.
Im vergangenen Jahr haben wir den Valentinstag als Anlass genommen, um einen Beitrag zum internationalen Frauen*kampftag am 8. März zu leisten. Diesen Ansatz wollen wir dieses Jahr weiter ausbauen:
Wir wollen uns am 14. Februar nicht mit Blumen und Komplimenten abspeisen lassen. Vielmehr rufen wir dazu auf, rund um diesen Tag aktiv zu werden. Lasst uns die regionalen 8. März Mobilisierungen in der Woche vom 8. bis zum 14. Februar mit kreativen und klassenkämpferischen Aktionen unter dem Motto:
„Ihr System ist unsere Krise – Wir kämpfen für Frauen*befreiung und Kommunismus!“ ergänzen.
Veröffentlicht selbst und/oder schickt uns ausgewähltes Bild- oder Videomaterial mit ein paar Sätzen dazu bis zum 15. Februar per Mail. Wir wollen daraus einen gesammelten Ausdruck der verschiedenen Aktionen erstellen.
Die kapitalistischen und patriarchalen Verhältnisse bieten uns Frauen* keine Perspektive eines befreiten Lebens. Deshalb kämpfen wir für Frauen*befreiung und den Kommunismus.